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„Mir kann das nicht passieren.“

19. 04. 2022

„Wie kann man auf einen Enkeltrick hereinfallen?“ So hat Frau S. aus Kernen auch gedacht. Schließlich war sie früher im Seniorenrat und hat Veranstaltungen organisiert, bei denen über solche Betrügereien aufgeklärt wird. Zum Beispiel auch das Theaterstück „Oma, ich brauch Geld!“. Sie hat geglaubt, sie ist dagegen gefeit.

Bis vor zwei Wochen. Da hat sie dann gemerkt, welche Wucht ein solcher Schockanruf haben kann. Obwohl sie eigentlich wusste, wie man auf so einen Anruf reagieren sollte, war der Schock stärker. Was war eigentlich passiert?

Sie erhielt unter einer mehrstelligen Nummer einen Anruf. Dabei meldete sich eine „Polizistin“ mit Namen. Sie erklärte, dass es einen schweren Unfall gegeben habe. Daran sei ihre Enkelin beteiligt. Diese wäre bei Rot über eine Kreuzung gefahren und hätte dabei einen Mann erfasst. Inzwischen sei dieser Mann verstorben.

Nun hat Frau S. wirklich eine Enkelin. Diese hat auch gerade einen Führerschein für das begleitete Fahren gemacht. Also warum sollte das nicht wahr sein? Die geschilderte Situation hätte also durchaus zutreffend sein können. Als Frau S. darum bat, ihre Enkelin zu sprechen, wurde ihr erklärt, das geht im Moment nicht, da ihre Enkelin unter Schock stehe und derzeit vom Arzt behandelt werden muss. Dazu waren im Hintergrund Stimmen zu hören.

Die Frauenstimme der „Polizistin“ war klar und ohne Akzent. Sie sprach sehr flüssig. Dabei war aber auffällig, dass Frau S. gar nicht zu Wort kam. Die „Polizistin“ hat so auf Frau S. eingeredet und damit keine Fragen zugelassen. Und in ihrer Schockstarre, die Frau S. hatte, war sie auch gar nicht in der Lage richtig zu reagieren. Sie war wirklich nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Die „Polizistin“ erklärte ihr, es müsse eine Kaution gezahlt werden, ansonsten müsste ihre Enkelin in Untersuchungshaft. Zum Glück griff zu diesem Zeitpunkt Herr S. in das Gespräch ein. Beide saßen zusammen auf der Couch, er hatte aber nur Bruchstücke des Gesprächs mitbekommen. Allerdings konnte er am Gesicht seiner Frau die Dramatik in diesem Gespräch erkennen.

Nachdem das Gespräch auf Lautsprecher gelegt wurde, griff er nun ein. Die Frage nach dem Standort des Geschehens wurde mit Bahnhofstrasse 65 beantwortet. Da es eine solche in Rommelshausen nicht gibt, erschien im das schon verdächtig. Er fragte nun einfach, ob ein  Betrag von 40.000 € als Kaution ausreicht oder welcher Betrag notwendig sei. Die „Polizistin“ meinte dazu, dass der Betrag 64.000 € betragen müsste. Das Geld, das man ja später wieder zurückerhalten würde, sei in der Bahnhofstrasse vor dem Amtsgericht zu übergeben. Anscheinend hatten sich die Betrüger topographisch wohl auf die Bahnhofstrasse in Waiblingen festgelegt.

Doch irgendwie schienen ihr die Antworten von Herrn S. nicht ganz geheuer und sie hat von sich aus aufgelegt.

Nachdem Herr und Frau S. ihre Tochter mobil nicht erreichen konnten, haben sie die Polizei auf einem anderen Apparat unter der Nummer 110 angerufen und den Vorfall geschildert. Nachdem sie ein Erkennungszeichen für die echte Polizei vereinbart haben, hat kurze Zeit später eine Fachkraft der Polizei zurückgerufen. Diese hat weitere Angaben zu diesem Fall aufgenommen. Es besteht durchaus der Verdacht, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein zweiter Anruf erfolgt.

Wie die Betrüger auf die Familie S. gekommen sind, ist unklar. Allerdings könnten die Vornamen, die beide heute nicht mehr so üblich, aber im Telefonbuch verzeichnet sind, der Grund waren.

Das Vorgehen bei diesem Anruf zeigt, dass Angst ein wichtiges Druckmittel für die Betrüger ist. Man kommt deswegen ja nicht auf so einfache Fragen wie: „Warum haben sie nicht die Eltern, sondern die Großeltern angerufen?“ Hier funktioniert das Geschäft mit der Angst. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Angst auch beim Weg auf die Bank anhält, oder ob dann nicht Fragen hochkommen. Sicher hilft dabei, wenn man nicht allein ist, sondern das Ganze mit jemand bereden kann.

Es ist für Frau S. unklar, ob sie bei einem späteren Anruf nun richtig reagieren wird.

Eigentlich sollte aber am Telefon etwas klar sein: Sobald es um Geld geht, sollte man auflegen!